• 29. Juli 2013

Rückennummer 1 - Pablo Thiam Ex-Bundesliga-Feldspieler verstärkt mit Torhüter-Rückennummer unsere Elf gegen Rassismus

Rückennummer 1 - Pablo Thiam Ex-Bundesliga-Feldspieler verstärkt mit Torhüter-Rückennummer unsere Elf gegen Rassismus

Rückennummer 1 - Pablo Thiam Ex-Bundesliga-Feldspieler verstärkt mit Torhüter-Rückennummer unsere Elf gegen Rassismus 450 840 Pablo Thiam

Der Mit­tel­feld- und Abwehr­spie­ler Pablo Thi­am wur­de in Con­a­kry, der Haupt­stadt Gui­ne­as gebo­ren und wuchs in Bonn auf. Mit 9 Jah­ren begann er beim MSV Bonn Fuß­ball zu spie­len und wech­sel­te im Alter von 15 in die Jugend­ab­tei­lung des 1. FC Kölns. Seit 1994 spiel­te Pablo Thi­am für den 1. FC Köln in der 1. Bun­des­li­ga, 1998 wech­sel­te er zum VfB Stutt­gart, 2001 zum FC Bay­ern Mün­chen und 2003 schließ­lich zum VfL Wolfs­burg, wo er zum Stamm­spie­ler und Kapi­tän auf­stieg. Als er 2008 sei­ne akti­ve Fuß­bal­ler­kar­rie­re been­de­te, hat­te er in 311 Bun­des­li­ga­spie­len 23 Tore erzielt sowie 17 DFB-Pokal-Spie­le und 8 inter­na­tio­na­le Pokal­ein­sät­ze absolviert.

Außer­dem spiel­te Pablo Thi­am von 1993 bis 2006 in der Natio­nal­mann­schaft Gui­ne­as und nahm mit die­ser an den Afri­ka­meis­ter­schaf­ten 1994, 1998 und 2006 teil.

Im Inter­view mit uns sprach Pablo Thi­am offen über sei­ne eige­nen Erfah­run­gen mit Dis­kri­mi­nie­rung, weil „es wich­tig ist, das The­ma nicht für erle­digt zu betrachten.“

Pablo, wur­dest du per­sön­lich schon ein­mal (ras­sis­tisch) dis­kri­mi­niert oder belei­digt? Wie hast du in der Situa­ti­on bzw. im Nach­hin­ein reagiert? Wie hast du dich gefühlt?

Es ist noch gar nicht so lan­ge her, dass ich bei einem Liga­spiel unse­rer U23 in Chem­nitz beläs­tigt wor­den bin. Mei­ne Frau war den Trä­nen nahe. Ich selbst war fas­sungs­los, vor allem auch, weil es sich auf der Ehren­tri­bü­ne abspiel­te. Ich habe mich im Nach­hin­ein bei den Ver­ant­wort­li­chen des Klubs beschwert. Es ist eine Mischung aus Wut, Empö­rung und Unver­ständ­nis, dass es Anfein­dun­gen die­ser Art immer noch gibt. 

In wel­cher Form begeg­net dir Ras­sis­mus im Alltag?

Zum Glück mitt­ler­wei­le eher sel­ten. Es ist auch so, dass ich pro­ble­ma­ti­sche Situa­tio­nen oft gar nicht direkt mit Ras­sis­mus asso­zi­ie­re. Dafür lebe ich mitt­ler­wei­le zu lan­ge in Deutschland.

In wel­cher Form begeg­net dir Ras­sis­mus in dei­ner Sportart?

Das The­ma, das mich zuletzt beschäf­tigt hat, waren die Beschimp­fun­gen durch Fans für Kevin-Prin­ce Boat­eng in Ita­li­en. Dort spielt Ras­sis­mus von jeher eine gro­ße Rol­le. Dies war für mich auch immer ein Grund, nicht über einen Wech­sel nach Ita­li­en nachzudenken.

Gibt es oder gab es Ras­sis­mus im Fußball?

Ja, aber nicht mehr oder weni­ger als in ande­ren Berei­chen auch.

War­um gibt es dei­ner Mei­nung nach Ras­sis­mus? Und was ist für dich Diskriminierung?

Ras­sis­mus ist grund­sätz­lich in einer gewis­sen Angst vor dem Unbe­kann­ten begrün­det. Und in dem Des­in­ter­es­se, sich damit zu beschäf­ti­gen. Ras­sis­mus taucht im gesell­schaft­li­chen Leben oft auch dort auf, wo es dar­um geht, Schul­di­ge zu fin­den. Dis­kri­mi­nie­rung fängt dann an, wenn Men­schen, egal aus wel­chem Grund - ob Haut­far­be, Behin­de­rung oder Ideo­lo­gie – aus­ge­grenzt werden.

Hat der Ras­sis­mus dei­ner Ansicht nach in der Gesell­schaft nach­ge­las­sen oder zugenommen?

Mei­ner Mei­nung nach ist er sub­ti­ler geworden.

Dein Rat: Was kön­nen Jugend­li­che tun, wenn sie mit Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung kon­fron­tiert sind?

Wich­tig ist, dass jun­ge Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund ler­nen, dass anders zu sein gleich­zei­tig auch eine Viel­sei­tig­keit bedeu­tet. In unse­rer mul­ti­kul­tu­rel­len Gesell­schaft ist das durch­aus eine sehr posi­ti­ve Eigen­schaft. Jeder soll­te in einem frem­den Land ver­su­chen, sich zu inte­grie­ren, die Spra­che zu ler­nen und die Gebräu­che anzu­neh­men, ohne dabei aber sei­ne Her­kunft zu ver­leug­nen. Das schafft Selbstbewusstsein.

Du hast mit Spie­lern aus ver­schie­de­nen Kul­tu­ren und Natio­nen zusam­men gespielt oder hast in dei­ner täg­li­chen Arbeit mit ihnen zu tun, hast du von die­sen Men­schen schon ein­mal etwas gelernt oder per­sön­lich davon profitiert?

Grund­sätz­lich ler­ne ich von jedem Men­schen, mit dem ich zu tun habe. Ich ler­ne ihn per­sön­lich und sei­ne Gewohn­hei­ten ken­nen, was sehr inter­es­sant sein kann. Ich wer­de z.B. Spa­nisch ler­nen, da ich im Fuß­ball mit vie­len Süd­ame­ri­ka­nern zu tun habe und mir die­se Spra­che noch fehlt.

Ich zei­ge Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung die Rote Kar­te, weil...

...es wich­tig ist, das The­ma nicht für erle­digt zu betrachten.

Sportler_innen kön­nen hel­fen, Vor­ur­tei­le und Ras­sis­mus zu bekämp­fen, weil...

...sie Gehör fin­den, als Vor­bil­der die­nen und somit die Bot­schaft bes­tens trans­por­tie­ren können.

Vie­len Dank für das Interview!