• 7. Mai 2012

<span class="dquo">"</span>Tierisch wohl gefühlt"

"Tierisch wohl gefühlt"

"Tierisch wohl gefühlt" 150 150 Pablo Thiam

Beim VfB Stutt­gart schaff­te Pablo Thi­am sei­nen Durch­bruch vom Top­ta­lent zum Leis­tungs­trä­ger, beim VfL Wolfs­burg wur­de er nach einem schwie­ri­gen Jahr beim FC Bay­ern Mün­chen wie­der glück­lich und hält dem Ver­ein auch nach sei­ner akti­ven Kar­rie­re als Sport­li­cher Lei­ter der U23 noch immer die Treue.

Vor dem letz­ten Bun­des­li­ga­spiel zwi­schen dem VfB und dem VfL sprach www.vfb.de mit dem 38-Jäh­ri­gen über sei­ne Arbeit bei den „klei­nen“ Wöl­fen, sei­ne Zeit als Spie­ler beim VfB und in Wolfs­burg und natür­lich über die Par­tie am Sams­tag­nach­mit­tag in der Mer­ce­des-Benz Arena.

Hal­lo Pablo, wir errei­chen dich in dei­nem Büro auf der Geschäfts­stel­le des VfL Wolfs­burg, wo du als Sport­li­cher Lei­ter der U23 tätig bist. Was genau beinhal­tet die­ser Job?

Pablo Thi­am: "Grob gesagt, bin ich für das Admi­nis­tra­ti­ve der U23 ver­ant­wort­lich. Ich koor­di­nie­re die Kader­pla­nung, küm­me­re mich um Spie­ler­ver­trä­ge, das Scou­ting, Ver­pflich­tun­gen und berei­te zusam­men mit U23-Trai­ner Lorenz-Gün­ther Köst­ner und Co-Trai­ner Alex­an­der Streh­mel die jun­gen Spie­ler auf den Pro­fi­be­reich vor. Da spielt auch die Leis­tungs­über­prü­fung neben dem Platz eine Rol­le, schließ­lich spie­len bei uns eini­ge Schü­ler oder Spie­ler, die neben­her eine Leh­re absolvieren."

Wie kam es zu die­ser Tätigkeit?

Pablo Thi­am: "Als Felix Maga­th zum VfL Wolfs­burg kam, kann­ten wir uns schon aus gemein­sa­men Zei­ten beim VfB Stutt­gart. Er hat mich nach einem schwie­ri­gen Jahr unter Trai­ner Klaus Augen­tha­ler wie­der rein­ge­wor­fen und mir ver­traut. Felix Maga­th hat mir dann von sei­nen Plä­nen erzählt, den Umbruch ein­lei­ten zu wol­len und ich dach­te damals als älte­rer Spie­ler schon über die Zeit nach der Spie­ler­kar­rie­re nach. Schon in Stutt­gart muss ich wohl einen guten Ein­druck hin­ter­las­sen haben, also wur­de ich Manage­ment-Assis­tent und konn­te bereits in die­ses Berufs­feld rein­schnup­pern und bin durch eine her­vor­ra­gen­de Schu­le gegan­gen. Schon zu die­ser Zeit habe ich mich auch um die U23 geküm­mert und dies dann fort­ge­führt, als Felix Maga­th zu Schal­ke wech­sel­te. Die Arbeit als Sport­li­cher Lei­ter bei der U23 ähnelt der eines Mana­gers, nur dass ich ohne den ganz gro­ßen media­len Druck arbei­ten kann."

Felix Maga­th hat seit sei­ner Rück­kehr zum VfL vie­le Spie­ler von außen dazu­ge­holt, ist es da nicht schwie­rig, sich als jun­ger Spie­ler aus der eige­nen Jugend durchzusetzen?

Pablo Thi­am: "Nicht schwie­ri­ger als in ande­ren Ver­ei­nen auch. Jun­ge talen­tier­te Spie­ler gibt es beim VfL eini­ge, aber sie müs­sen sich zunächst das Niveau für die Bun­des­li­ga erar­bei­ten. Frü­her war es gang und gäbe, dass ein Jugend­spie­ler dafür zwei bis drei Jah­re gebraucht hat, um im Her­ren­be­reich rich­tig Fuß zu fas­sen, heu­te wol­len die Jungs alle sofort bei den Pro­fis spie­len. Aber auch in die­ser Sai­son durf­ten sich Spie­ler aus der U23 wie bei­spiels­wei­se Sebas­ti­an Pol­ter bei den Pro­fis zei­gen. Sie müs­sen gedul­dig sein und an sich arbei­ten, man bekommt nichts geschenkt. Der VfL Wolfs­burg bie­tet her­vor­ra­gen­de Bedin­gun­gen und eini­ge der jun­gen Spie­ler sind regel­mä­ßig im Trai­ning bei Felix Maga­th dabei. Letzt­end­lich liegt die Wahr­heit aber immer noch auf dem Platz und wer einen eta­blier­ten Pro­fi über­trumpft, wird von Felix Maga­th auch gebracht."

Du hast in Köln, Stutt­gart und Mün­chen gelebt, was hat Wolfs­burg als Stadt zu bieten?

Pablo Thi­am: "Wolfs­burg wird größ­ten­teils unter­schätzt und meis­tens nur mit VW in Ver­bin­dung gebracht. Dabei ist es zum einen schön, einen star­ken Part­ner zur Sei­te zu haben, der vie­len Men­schen in die­ser Stadt einen Arbeits­platz bie­tet, zum ande­ren darf man nicht ver­ges­sen, dass auch Stutt­gart mit Mer­ce­des-Benz einen sol­chen Part­ner an der Sei­te hat. Da ist nichts Nega­ti­ves dran, wie ich fin­de. Wolfs­burg bie­tet als Klein­stadt den Vor­teil – auch für vie­le unse­rer Spie­ler – dass man das stres­si­ge Groß­stadt­le­ben nicht hat und man ein schö­nes Umland vor­fin­det. Hier kön­nen Kin­der noch allei­ne drau­ßen spie­len, ohne dass man sich Sor­gen machen muss. Sport­lich ist der Ver­ein dabei, sich zu eta­blie­ren und hat 2009 mit der Deut­schen Meis­ter­schaft eine Duft­no­te gesetzt. Unse­re U19 war 2011 Deut­scher Meis­ter und mitt­ler­wei­le herrscht auch im Umfeld eine gro­ße Iden­ti­fi­ka­ti­on mit dem Verein." 

Du warst auch als Spie­ler lan­ge Zeit in Wolfs­burg, was ist aus die­ser Zeit hän­gen geblieben?

Pablo Thi­am: "Wolfs­burg bot mir die Chan­ce, nach einem schwe­ren Jahr in Mün­chen wie­der Stamm­spie­ler zu wer­den und ich hat­te wie­der das Gefühl, gebraucht zu wer­den. Ich kam zu einer Zeit, als der Ver­ein gro­ße Ambi­tio­nen heg­te, ein neu­es Sta­di­on hat­te und ich habe zu alter Stär­ke zurück­ge­fun­den. Den Wech­sel habe ich nie bereut."

Vor den Bay­ern warst du von 1998 bis 2001 beim VfB unter Ver­trag. Wor­an erin­nerst du aus die­ser Zeit?

Pablo Thi­am: "In Stutt­gart hat­te ich in mei­ner Kar­rie­re mit die bes­te Zeit. Dort habe ich den Sprung in die Bun­des­li­ga-Spit­ze geschafft. Der VfB hat­te ein ganz ande­res Niveau als der 1. FC Köln, wo ich davor Stamm­spie­ler war. Aber beim VfB habe ich plötz­lich mit Natio­nal­spie­lern wie Bobic, Ver­la­at, Bala­kov oder Akpo­bo­rie zusam­men­ge­spielt. Ich habe mich tie­risch wohl gefühlt, wur­de auch super emp­fan­gen und habe nur posi­ti­ve Ereig­nis­se im Schwa­ben­länd­le erlebt. Wit­zig war auch mein ers­tes Gespräch mit dem dama­li­gen Geschäfts­füh­rer Ulrich Schä­fer und dem ehe­ma­li­gen Mana­ger Karl-Heinz Förs­ter. Schä­fer frag­te mich, ob ich deutsch spre­chen kön­ne, Förs­ter lief rot an und ant­wor­te­te für mich, dass ich der ein­zig Anwe­sen­de wäre, der des Hoch­deut­schen mäch­tig sei. Wir haben alle drei gelacht. Noch heu­te habe ich Kon­takt zu Hil­de­brand, Bobic, Ver­la­at oder Tho­mas Schneider."

Am Sams­tag­nach­mit­tag kommt es am letz­ten Spiel­tag zum Duell zwi­schen dem VfB und dem VfL, was für eine Par­tie erwar­test du?

Pablo Thi­am: "Für bei­de Ver­ei­ne geht es zum Glück noch um etwas, das fin­de ich am letz­ten Spiel­tag immer schö­ner, da es span­nend ist und die Par­tie nicht nur so dahin­plät­schert. Ich befürch­te aber, dass eine Mann­schaft ver­lie­ren muss und hof­fe in die­sem Fall, dass es nicht der VfL ist. Wenn der VfB am Ende Sechs­ter und der VfL Sieb­ter wird, wäre das doch in Ord­nung, oder? (lacht)"