Lorenz-Günther Köstner, zweimal hat Ihre Mannschaft den Aufstieg zur dritten Liga ganz knapp verpasst. Wie enttäuscht waren Sie darüber?
Lorenz-Günther Köstner: Nach den Umstellungen vor einer jeweiligen Saison, wie es bei einer U23 normal ist, braucht man mindestens ein halbes Jahr, im Idealfall drei oder vier Monate, damit es richtig läuft. Im letzten Jahr haben wir ab Mitte November kein Spiel mehr verloren, außer am letzten Spieltag zu Hause gegen Meister Chemnitz. Die anderen Mannschaften, die aufgestiegen sind, hatten von Beginn an ein eingespieltes Team. Sie haben sich meist nur punktuell verstärken müssen. Wir dagegen müssen in der Regel sieben, acht neue Spieler einbauen. Das braucht eben einfach seine Zeit.
Pablo Thiam, wie sehen Sie die Entwicklung bei der U23? Sie sind seit 2008 Sportlicher Leiter und haben ein halbes Jahr vor Lorenz-Günther Köstner diese Aufgabe übernommen.
Pablo Thiam: Die Bilanz fällt bei mir durchweg positiv aus, wenn man bedenkt, was wir geschafft haben. Was ganz wichtig ist: Wir haben Kontinuität hereinbekommen. Wir verfügen über einen Trainer, der die Mannschaft sehr gut erreicht. Die Spieler haben im Herrenbereich Erfahrungen sammeln können. Wir nehmen sie in die Pflicht und bieten die bestmöglichen Bedingungen, um in Ruhe arbeiten zu können. Und ich denke, das zahlt sich aus.
Lorenz-Günther Köstner, wie ist die Lage bei der U23 in diesem Jahr? Wie gestaltet sich die Situation, gerade mit den ganz jungen Spielern?
Lorenz-Günther Köstner: Insgesamt sehr gut. Ich würde mir nur etwas mehr Geduld bei den jungen Leuten wünschen, sie müssen sich diese Substanz erst antrainieren – physisch, taktisch und technisch. Klar, sie kommen mit einer guten Grundausbildung zu uns. Einige waren mit den Profis im Sommertrainingslager. Sie haben den Schritt von der U19 zu uns und zu den Profis geschafft. Die Belastung gestaltet sich daher für die jungen Spieler in machen Phasen problematisch. Aber alle zusammen haben das gut gemeistert. Bis jeder seinen Platz innerhalb der Mannschaft gefunden hat, vergeht seine Zeit. Aber sowohl die externen wie auch die internen Zugänge sind da auf einem guten Weg. Wir haben sehr talentierte junge Leute im Team. Jetzt kommt es darauf an: Wie groß ist die Motivation, sich auch mit Schwierigkeiten auseinanderzusetzen, die immer wieder auftreten. Ich glaube schon, dass wir im ganzen Verein insgesamt auf einem guten Weg sind, obwohl jetzt gerade bei allen Teams - Profis, U23, U19 - ein Riesenumbruch vonstattengeht. Nach außen wird sehr viel diskutiert und geschrieben. Davon darf man sich einfach nicht beeindrucken lassen und muss seinen Weg gehen.
Pablo Thiam, wie sehen Sie die geschaffene Durchlässigkeit innerhalb des Vereins?
Pablo Thiam: Auch wenn noch nicht so viele Spieler oben den Durchbruch geschafft haben, ist die Zusammenarbeit hervorragend. Wir müssen sehen, dass die Ansprüche in der Wolfsburger Lizenzmannschaft hoch sind. Dementsprechend werden die jungen Spieler ein wenig mehr Zeit benötigen als bei anderen Vereinen, die nicht so ambitioniert sind. Wir arbeiten schon seit Jahren daran, dass die Spieler möglichst rasch eine Altersklasse höher integriert werden. Dass die U19 letzte Saison Deutscher Meister geworden ist, ist auch der Verdienst der U23 und der Profiabteilung, weil etliche Spieler schon größtenteils in der Regionalliga Nord bei der U23 am Ball waren. Sowohl körperlich wie spielerisch haben sie dadurch Vorteile erlangt. Die Jungs haben eine ganze Menge mitbekommen. Das ist innerhalb des Vereins auch gut kommuniziert und gewürdigt worden. Daran sieht man: Erfolg haben wir nur, wenn wir miteinander arbeiten. Wir haben viele Spieler, die eine Ausbildung absolvieren oder noch zur Schule gehen. Das erfordert viel Kommunikation untereinander, um alles gut aufeinander abzustimmen. Ich glaube, die Trainer der U23 und U19, Lorenz-Günther Köstner und Stephan Schmidt, haben das im letzten Jahr sehr gut hinbekommen. Man darf nicht vergessen, dass es letztes Jahr eine sehr lange Saison für die A-Junioren-Spieler war. Trotz der Belastung haben das die Akteure gut gemeistert. Wir stehen im permanenten Austausch, um das Optimum zu erreichen. Wir sind, wie schon von Herrn Köstner gesagt, auf einem sehr guten Weg, auch wenn uns auch mal talentierte junge Spieler verlassen oder sie verliehen werden. Damit müssen wir leben. Aber wenn wir so weiter arbeiten, werden wir die Früchte ernten.
Lorenz-Günther Köstner, was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Lorenz-Günther Köstner: In erster Linie ehrgeizige Spieler, die etwas erreichen wollen, die auch geduldig sind und sich den nächsten Schritt erarbeiten wollen. Trotz aller Unwägbarkeiten, die im Profisport nun mal herrschen, liegt es an den Akteuren selbst. Aber: Sie erhalten von uns jegliche Unterstützung auf ihrem Weg. Das sollten sie so früh wie möglich erkennen. Einige sind in diesem Prozess schon weit, wenn ich gerade an die Spieler denke, die uns im Sommer 2011 zu höherklassigen Vereinen verlassen haben – Kevin Wolze, Sergej Karimow oder Mike Könnecke etwa. Sie haben den nächsten Schritt gemacht. Ich bin davon überzeugt, wenn kontinuierlich und in Ruhe weitergearbeitet wird, dann werden es viele andere auch schaffen – um mit Michael Schulze, Sebastian Polter, Bjarne Thoelke oder Kevin Scheidhauer nur einige zu nennen. Es sind eine Menge guter Spieler da. Aber Pablo Thiam hat es richtig gesagt: Die Ansprüche, die hier beim VfL Wolfsburg herrschen, die sind nun mal zwangsläufig höher. Und das ist auch gut so. Bei unseren Profis wird sich demnächst wieder eine Spitzenmannschaft herausbilden und die Jungs können damit wachsen. Sie sind hautnah dabei.