• 19. November 2018

zu Gast bei Blickpunkt Sport

zu Gast bei Blickpunkt Sport

zu Gast bei Blickpunkt Sport 1024 577 Pablo Thiam

Am 30. September war Pablo Thiam zu Gast beim Bayerischen Rundfunk. Die Sendung "Blickpunkt Sport" stand unter der Überschrift "Unser Rahmen ist Fußball – egal woher Du kommst." Ein Mitschnitt ist aktuell in der Mediathek des BR verfügbar. Hier die wichtigsten Passagen als Textfassung.

Jetzt sind Sie mitt­ler­wei­le Lei­ter des Nach­wuchs­leis­tungs­zen­trums in Wolfs­burg. Da tref­fen auch vie­le Kul­tu­ren auf­ein­an­der. Wie wich­tig ist es für die jun­gen Spie­ler, dass sie sol­che Vor­bil­der wie Pablo Thi­am haben, über den ein Deutsch­leh­rer sagen kann: "Hier ist er bei uns aufs Gym­na­si­um gegan­gen, hat Deutsch Abi gemacht und tol­le Gedich­te rezitiert."

Das ist sehr wich­tig. Gera­de, weil alle natür­lich – auf­grund der Sum­men, die im Fuß­ball kur­sie­ren – davon träu­men, Fuß­ball­pro­fis zu wer­den. Es ist schwer denen klar zu machen, dass nur die wenigs­ten den Sprung schaf­fen und dass eine ver­nünf­ti­ge Bil­dung sehr wich­tig ist. Es ist eine Her­aus­for­de­rung, wenn man mit Jugend­li­chen zu tun hat, dafür zu sor­gen, dass sie ernst­haft zwei­glei­sig fah­ren. Die meis­ten von ihnen gehen zur Schu­le, weil es eine Pflicht ist, aber wenn sie es könn­ten, wür­den sie es las­sen. Dar­an muss man als Ver­ein arbei­ten. Es muss kla­re Regeln geben und über­prüft wer­den, ob alles glatt läuft. Man muss sich inten­siv mit dem The­ma Schu­le befas­sen und mit den Leh­rern kom­mu­ni­zie­ren. Das ist eigent­lich der Haupt­teil der Arbeit neben dem Trai­ning auf dem Platz.

Was kann man im Nach­wuchs­leis­tungs­zen­trum dafür tun, dass die Jugend­li­chen alle wie­der heiß dar­auf sind, den Adler auf der Brust zu tra­gen, sofern sie für die U-Natio­nal­mann­schaft spielen?

Das ist eine gute Fra­ge. Gene­rell machen wir kei­ne Unter­schie­de in Wolfs­burg. Wir neh­men das The­ma der Inte­gra­ti­on ernst und wis­sen, dass es eine Her­aus­for­de­rung ist. Ich spe­zi­ell ach­te sehr genau dar­auf, ob man einen jun­gen Deut­schen aus gere­gel­ten Ver­hält­nis­sen ver­pflich­tet oder einen Jun­gen aus dem Brenn­punkt holt. Unse­re Auf­ga­be ist daher, ihnen zu erklä­ren, dass der Fuß­ball unser Rah­men ist – egal woher sie kom­men. Hier gibt es kla­re Regeln. An die­sen Regeln wer­den alle gemes­sen, egal ob man Deut­scher, Far­bi­ger oder Aus­län­der ist. Wer nicht funk­tio­niert, hat dann bei uns nichts mehr zu suchen. Das ist zwar hart, aber ich glau­be, das ist das, was unse­rer Gesell­schaft fehlt. Es muss ein Rah­men defi­niert wer­den, in dem sich alle bewe­gen. Unser Mot­to ist immer, ande­re so zu behan­deln, wie man auch sel­ber behan­delt wer­den möch­te. Das ist ein Satz, an dem sich vie­le ori­en­tie­ren kön­nen und an dem sich auch vie­le festhalten.

Was machen Sie denn kon­kret, wenn jemand ver­pflich­tet wur­de sich zu inte­grie­ren, man dann aber merkt, dass Grup­pen­bil­dung ent­steht und einem dann doch gesagt wird, dass man lie­ber unter Lands­leu­ten spie­len möchte?

Grüpp­chen-Bil­dung gibt es immer. Sei es, weil sie die­sel­be Kla­mot­ten­mar­ke haben oder die­sel­be Musik hören. Man darf auch nicht ver­su­chen, die Jungs kom­plett zu ver­än­dern. Aber man muss ihnen Stück für Stück die Wer­te mit­ge­ben, die wir pri­vat, im Ver­ein und gene­rell in Deutsch­land leben. Zudem müs­sen wir, wenn einer mal aus­schert, ihn zur Sei­te holen und erklä­ren, wie wir das sehen, ihm aber auch die Mög­lich­keit geben, sich dazu zu äußern.