• 22. September 2015

Interview mit Pablo Thiam für den Kicker

Interview mit Pablo Thiam für den Kicker

Interview mit Pablo Thiam für den Kicker 1024 768 Pablo Thiam

 

Herr Thi­am, 2001 wech­sel­ten Sie vom VfB Stutt­gart zum FC Bay­ern, der damals amtie­ren­der Cham­pi­ons-League-Sie­ger war. Wie schwer war es für Sie, in die­sem Team Fuß zu fassen?

Pablo Thi­am: Im Nach­hin­ein war es die wohl schwie­rigs­te Auf­ga­be, die man vor­fin­den konn­te – wenn eine Mann­schaft einen solch wich­ti­gen Titel gewon­nen hat. Es ist immer schwie­rig eine Top-Leis­tung zu bestätigen.
 
Sie haben es den­noch versucht.
Thi­am:Für mich ging es um den Ver­such, mich bei einem Spit­zen­ver­ein durch­zu­set­zen. Nach mei­ner Zeit bei Stutt­gart hat­te ich die Mög­lich­keit zu Dort­mund zu wech­seln oder ins Aus­land, aber ich woll­te es beim gro­ßen FC Bay­ern pro­bie­ren, bei einem der größ­ten Ver­ei­ne Europas.
 
Nach ein­ein­halb Jah­ren resul­tier­ten 16 Liga­spie­le. Haben Sie den Schritt jemals bereut?
Thi­am: Ganz und gar nicht. Ich bin auch in den ande­ren Wett­be­wer­ben zum Ein­satz gekom­men und konn­te mich dort wei­ter­ent­wi­ckeln. Zum dama­li­gen Zeit­punkt haben mich aber auch immer wie­der Ver­let­zun­gen zurück gewor­fen. Es kommt dar­auf an, was für ein Typ man ist. Ich ver­su­che stets das Posi­ti­ve zu sehen und habe auch in Mün­chen sehr posi­ti­ve Erfah­run­gen gesam­melt. Mir war klar, egal wie es läuft, ich wer­de immer einen guten Anschluss finden.
 
Ihr Anschluss heißt seit Janu­ar 2003 VfL Wolfsburg.
Thi­am: Ich bin damals gewech­selt, weil mich die­ser Ver­ein am meis­ten über­zeugt hat­te. Kurz vor mei­nem Wech­sel wur­de zum Bei­spiel das neue Sta­di­on ein­ge­weiht. Der Ver­ein war in der Ent­wick­lung und ich in Wolfs­burg sehr will­kom­men, wie damals in Stuttgart.
 
Waren Sie das in Mün­chen nicht?
Thi­am: Doch ich habe mich in Mün­chen auch sehr wohl gefühlt, aber ich war im bes­ten Fuß­bal­ler­al­ter und woll­te wie­der mehr Ein­sät­ze. Beim VfL habe ich sofort ein fami­liä­res Umfeld vor­ge­fun­den, was für mich auch sehr wich­tig ist. Mei­ne mitt­ler­wei­le zwölf­jäh­ri­ge Tätig­keit beim VfL zeigt, wie wohl ich mich fühle.
 
Nun kommt es am Diens­tag zum Top-Spiel zwi­schen Ihren Ex-Klubs. Wie betrach­ten Sie das Duell?
Thi­am: Der VfL hat mit die­sem guten Sai­son­start gezeigt, dass die Mann­schaft auf dem rich­ti­gen Weg ist. Klar, der FC Bay­ern ist immer das Non­plus­ul­tra – und des­halb ist es auch für uns eines der inter­es­san­tes­ten Spie­le der Sai­son. Trotz­dem muss man sagen, es geht nur um drei Punk­te. Die Mann­schaft kann jetzt bewei­sen, wo sie jetzt steht.
 
Geht es wirk­lich nicht um mehr?
Thi­am:Es ste­hen schwe­re Spie­le auf dem Pro­gramm – mit der Cham­pi­ons League, den Eng­li­schen Wochen. Die­ses Spit­zen­spiel wird nicht sai­son­ent­schei­dend sein. Dafür ist die Sai­son noch zu lan­ge. Der VfL weiß aller­dings, wie man die Bay­ern schla­gen kön­nen. Es kommt auf die Tages­form an.
 
Gewinnt Bay­ern Mün­chen die geschichts­träch­ti­ge vier­te Meis­ter­schaft in Folge?
Thi­am: Ich glau­be, auch auf­grund der Qua­li­tät von Dort­mund, dass die­se Sai­son nicht so früh ent­schie­den sein wird, wie es in den ver­gan­ge­nen Jah­ren der Fall war. Ich per­sön­li­che freue mich auf die Duel­le zwi­schen den drei Top-Teams Wolfs­burg, Bay­ern und Dortmund.
 
Wie wich­tig ist das Liga-Duell zwi­schen dem FCB und dem VfL in Hin­blick auf den DFB-Pokal?
Thi­am: Das wird sich zeigen.
 
Inwie­fern?
Thi­am: Der VfL hat die letz­ten bei­den wich­ti­gen Spie­le gewon­nen. Der Respekt vor­ein­an­der ist vor­han­den. Und der Ver­lie­rer des mor­gi­gen Spiels wird sicher­lich im DFB-Pokal auf Wie­der­gut­ma­chung aus sein. Das macht die­se Par­tie zusätz­lich interessant.
 
Wenn Sie auf Ihre akti­ve Kar­rie­re zurück­bli­cken, was blieb Ihnen beson­ders in Erinnerung?
Thi­am: Mei­ne ers­te Begeg­nung mit Kra­si­mir Bala­kov im Köln-Tri­kot. Das war ein Spiel zum Ver­ges­sen. Er erleb­te sei­ne bes­te Pha­se. Umso schö­ner war es für mich, dass ich spä­ter bei Stutt­gart mit ihm zusam­men­spie­len konn­te. Somit habe ich nie gegen einen Pro­fi zwei­mal schlecht aus­ge­se­hen (lacht).
 
Sie spre­chen den VfB Stutt­gart an. Ver­fol­gen Sie die Schwa­ben noch immer?
Thi­am: Ja klar. Ich ver­fol­ge natür­lich alle Ver­ei­ne, für die ich gespielt habe. Für den VfB ist es ein Teu­fels­kreis. Sie tref­fen das Tor nicht – und müs­sen den­noch irgend­wie in die Erfolgs­spur zurück­fin­den. In der Bun­des­li­ga bekommt man nichts geschenkt. Wenn Stutt­gart strau­chelt ist das für alle ande­ren Mann­schaf­ten die Chan­ce, zu punk­ten. Man muss auch in sol­chen Situa­tio­nen ver­su­chen posi­tiv den­ken, um die­sen Kreis zu durchbrechen.
 
Das heißt, wei­ter an der Phi­lo­so­phie festhalten?
Thi­am: Dass der Trai­ner Alex­an­der Zor­ni­ger fest­hält, ist legi­tim. Er wird dar­an gemes­sen, ob der Erfolg sich ein­stellt. Er muss die Spie­ler von sich und sei­ner Idee über­zeu­gen. Wenn das der Fall ist, kann es gelingen.
 
Zurück zu Ihnen. Aktu­ell sind Sie Lei­ter der U23 in Wolfs­burg – und Ihr Ziel ist es, Mana­ger in der Bun­des­li­ga zu werden?
Thi­am:Als Jun­ger in die­ser Bran­che habe ich in den letz­ten Jah­ren viel Erfah­rung gesam­melt und mich wei­ter­ge­bil­det. Die­ser Job darf kei­nes­falls unter­schätzt wer­den, vor allem nicht in der Bun­des­li­ga oder der 2. Liga. Über mei­ne aktu­el­le Rol­le bin ich sehr glück­lich, es sind noch vie­le span­nen­de Pro­jek­te mit dem VfL in den nächs­ten Mona­ten und Jah­ren geplant.
 
Sie schei­nen stolz auf Ihren Weg zu sein.
Thi­am: Wie gesagt, ich bin mit allem sehr zufrie­den. Wäre ich damals nicht zu Bay­ern gegan­gen, hät­te ich viel­leicht 50 Liga­spie­le mehr auf dem Kon­to, aber nie­mals die­se Erfah­rung gesam­melt und mit die­sen Men­schen zusam­men gear­bei­tet. Alles hat­te sei­nen Sinn und Zweck. Ich freue mich über mei­nen Weg und die kom­men­den Aufgaben.